Nicht nur Corona hat in vielen Bereichen für eine rasante Entwicklung im digitalen Bereich gesorgt. Was vor der Pandemie noch als fast unmöglich galt, ist heute schon vielfach Realität. Die Digitalisierung erleichtert in etlicher Hinsicht das Leben des Menschen, doch es gibt auch Sektoren, da birgt ein zu viel an Digitalem ein großes Risiko.
Der Virus hat die Immobilienwirtschaft hart erwischt
Viele potentielle Käufer gehen in Warteposition und stellen den Kauf vom Eigenheim zurück, da sie in Kurzarbeit sind, um ihren Job bangen oder weil sie einfach nicht wissen, was die Zukunft bringt und ob Sie sich die Finanzierung eines Hauses oder einer Wohnung langfristig überhaupt noch leisten können. Selbst die Menschen deren Arbeitsplätze gesichtet sind, fragen sich, wie in diesen Zeiten, wo soziale Distanzierung vorgeschrieben ist, eine passende Immobilie zu finden ist. Schon vor Corona waren viele Besichtigungen nötig um am Ende ein neues Zuhause, welches den Hauptansprüchen genügt, herauszupicken. Das alles spüren auch die Immobilienmakler, denn nicht nur Käufer sind verunsichert, sondern auch die Verkäufer. Waren Massenbesichtigung noch vor wenigen Monaten eine gute Strategie um möglichst viele Kaufinteressenten anzusprechen, findet dieses Verkaufskonzept heute keine Anwendung mehr. Daher setzt die Branche jetzt verstärkt auf digitale Lösungen um ihr Produkt, die Immobilie einem breiten Publikum zu präsentieren. Heute wird auf digitales Marketing gesetzt und die Immobilie per Video, 360-Grad Rundschau, Online-Besichtigungen oder Videokonferenzen präsentiert.
Die Vor – und Nachteile der digitalen Immobilienpräsentation
Vorteile:
- Die Immobilie kann ohne diese überhaupt betreten zu müssen, bequem von zu Hause aus am PC oder auf dem Smartphone „besichtigt werden“.
- Keine Gefahr von Ansteckung, da keine persönlichen Kontakte zu anderem Beteiligen stattfinden.
- Videos, Rundgänge und Co., sind eine gute Alternative um eine Vorauswahl für interessante Immobilien vorzunehmen, zu den bisher gängigen oft sehr einfallslosen oder gar nichtssagenden Exposés.
Nachteile:
- Videos, Rundgänge oder auch Live-Rundgänge können, den tatsächlichen Zustand einer Immobilie nur bedingt wiedergeben.
- Mängel und Schäden, Instandsetzungsstau und etwaige andere Probleme werden so meist nicht erkannt. Selbst das geschulte Auge eines Sachverständigen kann sich hier schnell täuschen und das macht daher eine Vorort-Begutachtung unabdingbar.
- Wird der Kauf aufgrund rein digitaler Medien besiegelt, gilt auch hier „gekauft wie gesehen“.
- Der Verkäufer haftet also nicht für Mängel, die ein durchschnittlicher Käufer bei einer gründlichen Besichtigung der Immobile ohne Sachverständigen hätte erkennen können.
- Wie aber soll eine gründliche Besichtigung auf rein digitalem Wege aussehen? Der Käufer müsste sich schon sehr gut vorbereiten, um bei der digitalen Besichtigung auch wirklich auf alle Details achten zu können.
- Der Kauf und auch Verkauf einer Immobilie ist reine Vertrauenssache. Doch wer kennt sie nicht, die leider vielen schwarzen Schafe die den Berufsstand des Immobilienmaklers stark in Misskredit gebracht haben. Diese haben schon vor Corona tief in die Trickkiste gegriffen um ihre angebotenen Immobilien an den Mann oder die Frau zu bringen. Jetzt wo vielen Immobilienmaklern das Wasser buchstäblich bis zum Halse steht, wird gerade darum auch auf digitalem Wege hier und da gemauschelt.
Unser Fazit:
Die Digitalisierung der Immobilienbranche ist generell eine sehr zu begrüßende Entwicklung. Sie kann, wenn dieses Medium fair und transparent eingesetzt wird, positiv zur Entscheidungsfindung des Käufers beitragen. Eine persönliche Besichtigung kann dies jedoch nicht ersetzten, da nicht alle Eventualitäten auszuschließen sind und Schwachstellen an der Immobilie so meist nicht erkannt werden können.