Immobilienanzeigen richtig lesen und deuten ⇒ Maklerjargon verstehen
Immobilienmakler bedienen sich häufig einer eigenen Sprache bzw. Ausdrucksweise. Gut wer diese auf Anhieb versteht, denn so spart man sich so manch böse Überraschung bei der Besichtigung.
Hier einige der gängigsten Makler-Formulierungen
⇒ und was sich tatsächlich dahinter verbirgt:
„Nur wenige Autominuten von der City / Stadt entfernt“
Was so schön klingt und einem gerne suggeriert, dass sich die Immobilie in einer zentralen Lage befindet der irrt sich gewaltig. Ohne Auto geht hier nichts. Fußläufig werden Sie die Stadt ohne Wanderstock und sehr bequemen Schuhe nicht erreichen. Gut möglich, dass sich noch nicht mal Bus oder Bahn in der Nähe befinden. Die Beschreibung weist ausdrücklich darauf hin, dass die City nur mit dem Auto in wenigen Minuten erreichbar ist. Der Begriff „wenige Minuten“ ist durchaus dehnbar, denn man erreicht die nächste Stadt auch gerne mal in wenigen Minuten über eine kilometerlange Landstraße
„Seriöses Umfeld“
Wer hier davon ausgeht, die Immobilie befindet sich inmitten einer seriösen Nachbarschaft der interpretiert hier etwas völlig falsch. Meist wird hier eine Umgebung beschrieben, die geprägt ist von vielen Büros, Praxen und Kanzleien. Eine Infrastruktur ist hier nicht zu finden. Tagsüber sind die Parkplätze Mangelware, doch dafür herrscht am Abend absolute Ruhe. Dann läuft in der Gegend nichts mehr und es bricht die gähnende Langeweile aus.
„Familienfreundliches Wohnen“
Familienfreundlich, dieses Wort alleine lässt direkt ein Gefühl von Harmonie und Wohlgefühl aufsteigen. Doch weit gefehlt, denn wer hier Ruhe sucht, sollte sich diesen Besichtigungstermin gleich sparen. Die Nachbarschaft wird über Tag sehr laut sein, da wahrschleich in dieser Gegen viele Familien mit Kindern leben und da geht es bekanntlich schon mal recht bunt und laut zu. Familienfreundlich könnte aber auch bedeuten, dass es in der unmittelbaren Nähe einen Kindergarten, eine Schule oder Freizeit-Anlagen wie z.B. Schwimmbäder oder große Spielplätze sind. Also nichts für Ruhesuchende
„Wohnen inmitten unberührter Natur“
Das Landleben lässt grüßen. Wer sich davon angesprochen fühlt, sollte bedenken, dass hier im wahrsten Sinne des Wortes der Hund begraben ist. Hier werden abends die Bürgersteige hochgeklappt. Obwohl es fraglich ist, ob es an diesem Ort überhaupt befestigte Fahrwege geschweige denn Bürgersteige gibt. Ohne ein Auto geht hier gar nichts mehr. Das mag ja für eine Freischaffenden Künstler ein idealer Ort sein um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen, wer aber sein täglich Brot in einem Betrieb verdient, wird sich auf weite Anfahrtswege gefasst machen müssen. Selbst einen Bäcker wird man in unmittelbarer Nähe nicht finden. Eine große Kühltruhe wäre da von großem Nutzen, da auch der Weg zum Einkaufen sehr zeitintensiv ausfällt.
„Verkehrsgünstige Lage“
Wahrscheinlich sind Bus und Bahn zum greifen nahe. Eine Hauptverkehrsstraße mit viel Lärm und noch mehr Abgasen lässt Großstadtfeeling aufkommen. Vielleicht rauscht auch alle paar Minuten ein Zug am Küchenfenster vorbei oder die Autobahn läuft direkt hinter dem Grundstück entlang. Hier ist wahrlich immer was los. Lärm und Dreck gehören hier zum Alltag.
„Unverbaute Südlage“
Unverbaut klingt erst mal recht vielversprechend, aber wird häufig völlig missverstanden. Denn ist etwas unverbaut, könnte jedoch noch später zugebaut werden. Damit Sie nicht irgendwann von Ihrer Terrasse mit Südausrichtung auf eine Großbaustelle gucken, sollten Sie den Gang zum Bauamt in Erwägung ziehen. Erkundigen Sie sich vor dem Kauf unbedingt nach geplanten Bauvorhaben oder mögliche Planungen der angrenzenden Grundstücke.
„Eckhaus in zentraler Lage“
Verkehrslärm der von zwei Seiten verursacht wird und ebenso auch Schmutz in erhöhtem Aufkommen können Sie bei einer solchen Immobilie erwarten. Behalten Sie auch die eventuell anfallenden Räum – und Streupflichten im Auge, die bei Eckgrundstücken in zentralen Lagen nicht selten auf den Eigentümer zukommen können.
„Schnäppchen für Schnellentschlossene“
Hier ist besondere Vorsicht angesagt – der Immobilienmakler versucht über diese Aussage beim Käufer Zeitdruck aufzubauen. Diese Vorgehensweise ist besonders unseriös. Jeder Anbieter sollte dem Käufer genügend Zeit einräumen, um seine Kaufentscheidung genau zu überprüfen. Dem Kaufinteressenten wird mit dieser Aussage suggeriert er müsse sich direkt zum Kauf entscheiden. Hier sollten alle Alarmglocken zu schrillen beginnen.
„Weitere Interessenten vorhanden“
Dieser Maklertrick ist eigentlich schon hinlänglich bekannt, verursacht aber immer noch häufig beim Interessenten den erwünschten Effekt – er fühlt sich unter Druck gesetzt. Unter Druck ist es jedoch niemals ratsam eine gute Entscheidung zu treffen. Ignorieren Sie wenn möglich diese Aussage und lassen Sie sich ausreichend Zeit alle mit dem Kauf anstehenden Dinge zu überprüfen. Auch sollten Sie die Immobilie mehr als einmal besichtigen und gegebenenfalls auch einen Gutachter mit ins Boot holen.
„In Kürze bezugsfertig“
In Kürze ist ein durchaus dehnbarer Begriff. Auch Sie müssen ihren Umzug planen und gegeben falls ihr altes Zuhause kündigen oder verkaufen. Lassen Sie sich einen verbindlichen Termin nennen und beim Kauf auch schriftlich fixieren. Planen Sie auch eine angemessen Entschädigung bei Nichteinhaltung ein.
„Immobilie für Liebhaber“
Wo die Liebe hin fällt…..Ein Liebhaberobjekt, das klingt erst mal charmant und interessant. Leider verbirgt sich nicht selten eine Immobilien dahinter die stark verwohnt und renovierungsbedürftig oder gar ein Sanierungsfall ist. Stellen Sie sich daher auf höhere Kosten ein und auch ein Einzug ins neue Heim kann sich erheblich verzögern. Ziehen Sie sicherheitshalber auch einen Experten (Gutachter) zur Rate, der Ihnen eine Aussage über die zu erwartenden Modernisierung- oder Sanierungskosten geben kann.
„Kürzlich aufwändig und luxuriös saniert“
Kürzlich ist wieder ein dehnbarer Begriff, ebenso wie luxuriös. Nicht wenige Objekte werden gerade für den Verkauf oberflächlich modernisiert und scheinen nur auf den ersten Blick luxuriös. Lassen Sie sich bitte nicht durch frisch gestrichene Wände, neue Bäder und einer teuer wirkenden Einbauküche blenden. Lediglich der Verkaufspreis soll durch solche Maßnahmen in die Höhe getrieben werden. Nach eingehender Prüfung stellt sich nicht selten heraus, dass die aufwändige und luxuriöse Sanierung, lediglich ein paar wenige Teilbereiche umfasst. Bäder wurden neu gefliest, aber die alte Verrohrung belassen, nicht alle Fenster ausgetauscht und die Heizung nur generalüberholt. Was so Schmuck und ansprechend daher kommt, lässt beim zweiten Blick so einiges zu wünschen übrig.
„Individueller Grundriss“
Dies ist eine nette Umschreibung für restlos in der Planung verkorkste Raumnutzungen. Erst durch teure Umbauten wird eine optimale Nutzung möglich. Was vielleicht auf den ersten Blick sehr interessant wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als eine Unzumutbarkeit. Z.B. hat das Haus mehrere Durchgangszimmer, die durch Ihre Lage keine Privatsphäre zulassen und daher auch nicht voll als Wohnfläche nutzbar sind.
„Einkaufsmöglichkeiten direkt vor der Tür“
Prima, wie praktisch wird hier so manch einer denken, aber bei genauerem Hinsehen, wird man feststellen, dass der große Supermarkt direkt vor der Tür nicht nur Vorteile bringt. Stark frequentierte Kundenparkplätze, Zufahrtsrampen für den Lieferverkehr und Glascontainer sorgen für ein erhöhtes Lärmaufkommen. Dafür kann man sich einen Kühlschrank oder die Gefriertruhe fast schon sparen.
„Mit französischem Balkon“
Wer sich hier schon mit einem kühlen Bier bequem im Liegestuhl auf dem Balkon sitzen sieht, wird sehr enttäuscht sein, denn bei einem französischen Balkon handelt es sich nicht um einen kleinen Austritt (wenn überhaupt) mit bodentiefen Fenster und einem Gitter davor, das verhindern soll, dass Sie rausfallen, wenn Sie das Fenster öffnen. Balkon ist eigentlich auch nicht der richtige Ausdruck dafür, hat sich aber so etabliert.
„Inklusive praktischer Pantryküche“
Pantryküche hört sich modern und exklusiv an, ist es aber nicht. Eine Pantryküche ist eine Singelküche, die man auf kleinsten Raum aufstellen kann und das nötigste beinhaltet. Diese Küchen kosten meist nur wenige hundert Euro.
Abschließend noch ein paar Tipps:
Leider machen Immobilienmakler in Immobilienanzeigen oft große Versprechungen. Sie dienen lediglich dazu Ihr Interesse zu wecken. Studieren Sie die Anzeigen und Exposés daher bewusst kritisch. Zögern Sie nicht und sprechen Sie Makler noch vor dem Besichtigungstermin auf die frei interpretierbaren Aussagen an. So vermeiden Sie schon im Vorfeld Enttäuschungen und können sich auch so manche Besichtigung sparen. Mit diesem Artikel „Immobilienanzeigen richtig lesen“ lassen Sie sich nicht mehr so schnell ins Bockshorn jagen.
Das Internet bieten Ihnen bereits im Vorfeld so manche Möglichkeit sich bereits vor einer Besichtigung einen Überblick über die Lage der angebotenen Immobilie zu verschaffen. In Google Earth können Sie sich Gebäude in 3D-Format ansehen. Bing Maps bietet neben einem Satellitenbild auch die Möglichkeit die Gegend und das Gebäude in der Vogelperspektive anzusehen. So sehen Sie ob es Schulen oder Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten und Verkehrsanbindung in der Nähe gibt.